Oö. Volksblatt — Joyce DiDonato: „Das Werk ist hochdramatisch“
Sie stammt aus Kansas, gilt als eine der besten Mezzosopranistinnen. Joyce DiDonato, 1969 geboren, gastiert an Opernhäusern u. a. in New York, Mailand, London, Paris, Tokyo und ab 14. Oktober in Wien. Im Vorjahr wurde sie beim Echo Klassik als Sängerin des Jahres ausgezeichnet.
VOLKSBLATT: Sie singen in aller Welt, sind einer der gefeiertsten Stars der Opernbühne — aber mit Wien haben Sie keine große Geschichte?
DiDONATO: Bisher nicht, ich habe an der Staatsoper einmal im „Barbier von Sevilla“ gesungen — in einer Inszenierung, die älter war als ich —, außerdem ein Konzert, ein paar Konzerte auch im Theater an der Wien. Ich hatte also noch nie die Gelegenheit, die Stadt zu besichtigen und Schnitzel und Apfelstrudel zu essen, wie ich es diesmal — nur einmal, öfter geht das nicht! — getan habe. Entscheidend ist, dass ich jetzt mit „Les Troyens“ eine große Premiere und mit der Didon eine Traumrolle habe.
Die Sie erstmals auf einer Bühne singen?
Ja, aber nachdem ich sie in einer konzertanten Aufführung in Straßburg gesungen habe, die mittlerweile auch erfolgreich auf CD erschienen ist. Dabei habe ich die Rolle bis in ihre tiefsten Tiefen und Abgründe mit dem Dirigenten John Nelson erarbeitet, der dieses Werk so gut kennt wie kaum jemand anderer. Und hier in Wien geht die Arbeit mit dem Dirigenten Alain Altingolu und dem Regisseur David McVicar weiter, den ich sehr schätze: Er fordert uns auch darstellerisch, als ob wir mindestens auf der Bühne des Globe Theatre bestehen müssten.
Die McVicar-Inszenierung ist nicht neu, sie kam 2012 in London heraus, war seither in Mailand und San Francisco zu sehen – und gilt als „konventionell“…
Ich halte diese Aufführung für einen Glücksfall. In diesem Fall kann das Publikum froh sein, wenn es eine Realisierung sieht, die zu der Geschichte passt, wo nicht zusätzlich auf ein „Konzept“ zu achten ist. Das Werk ist so überwältigend, so farbenreich, so hochdramatisch, so dass man in der Interpretation ganz klar sein muss, sonst verliert man das Publikum. Ich meine wirklich, es ist ein Geschenk, dass Hören und Sehen in diesem Fall nicht auseinanderklaffen.
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