Mezzosopranistin Joyce DiDonato (48) singt zum Jahresausklang in der Philharmonie.

Sie ist eine der größten Mezzosopranistinnen der Welt. Und wenn Sir Simon Rattle zum Silvesterkonzert mit den Philharmonikern ruft, kommt sie nach Berlin: Von Freitag bis Sonntag singt Joyce DiDonato (48) in der Philharmonie Orchesterlieder von Richard Strauss. Im Interview spricht die Amerikanerin über ihr vergangenes Jahr und ihre Neujahrsvorsätze.

Was fasziniert Sie an Richard Strauss?

Ich liebe die Fülle und den großen Umfang seiner Stimmlinien, unterstützt von einem Orchester, das scheinbar niemals aufhört, sich zu entfalten. Mal kann er glänzend, in der nächsten Phrase völlig transparent sein. So fühlt sich seine Musik unendlich an.

Mit welchem Komponisten wären Sie einmal gerne ausgegangen?

Bei allem Respekt für die tollen Komponisten, die ich persönlich kenne – ich kann mir niemals vorstellen, einen zu daten. Sie sind ja völlig davon eingenommen, neue Stücke zur Welt zu bringen. Ich würde viel mehr Aufmerksamkeit von ihnen wollen, als sie mir wohl schenken könnten! Obwohl ich sicher bin, dass Rossini unglaublich unterhaltsam gewesen wäre.

Haben Sie Neujahrsvorsätze?

Von dieser Idee, sich Ziele zu setzen, weil wir uns verbessern müssen, habe ich mich inzwischen verabschiedet. Ich hätte lieber gerne, dass sich die ganze Welt einen Vorsatz macht: Für Einheit, gegen Spaltung.

Wie war denn ihr 2017?

Ich habe in drei großen Rollen debütiert, bin mit meinem „Krieg und Frieden“-Projekt durch die Welt gereist, habe mit Gefängnisinsassen in Sing Sing gearbeitet, habe die Saison an der Metropolitan Opera eröffnet und werde sie mit den Berliner Philharmonikern beenden, bin im Mittelmeer geschwommen, habe mit Flüchtlingen getanzt und Vanessa Redgrave getroffen – was könnte sich ein Mädchen noch wünschen?

Sie sind auf allen Social Media-Kanälen aktiv. Würden Sie sich als smartphone-süchtig bezeichnen?

Gerade wurde mir meines in London geklaut. Neun Tage hatte ich keines, und es war das Paradies, einmal weg davon zu sein! Erst am dritten Tag habe ich mir den Reflex abgewöhnt, darauf zu schauen. Und so war ich ein bisschen traurig, als ich ein Ersatzgerät bekam. Eine fabelhafte Lektion!

Haben sie soziale Netzwerke glücklicher gemacht?

Ich glaube nicht, ich sehe sie als Werkzeug, aber nicht als Quelle von Bestätigung oder Selbstvertrauen. Das ist ein sehr schmaler Grat!

Hören Sie alte Aufnahmen von sich? Merken Sie, ob sich Ihre Stimme verändert hat?

Das tue ich sehr selten. Wenn ich neue Aufnahmen angehört, meine Anmerkungen abgegeben und die finale Version mit der Partitur durchgehört habe, ist das normalerweise das letzte Mal, dass ich mir etwas von mir selbst anhöre.

Haben Sie denn noch einen CD-Player?

Zuhause schon, aber nicht unterwegs. Ich erinnere mich noch, wie ich mit einem dicken Ordner mit CDs gereist bin, um meine Lieblingsmusik immer dabeizuhaben. Aber das Extragewicht in meinem Gepäck vermisse ich nicht!

Das Konzert wird am 31.12. um 17 Uhr live in zehn Berliner Kinos übertragen. Um 17.25 Uhr sendet RBB Kulturradio und um 18.40 Uhr arte.

B-Z Berlin