ARTE Magazin

Ein Hotel am Bahnhof­ Zoo in Berlin. In Flipflops und einem Sommerkleid kommt Joyce DiDonato­ von ihrem Zimmer zum Interview in die Lobby. Die Mezzosopranistin ist für drei Konzerte in der Stadt. „Lassen Sie uns eine ruhige Ecke suchen. Ohne Hintergrundmusik“, sagt sie und lacht. Warmherzig wirkt die 48-jährige Amerikanerin, die im Oktober zum vierten Mal mit dem Echo Klassik­ ausgezeichnet wird.

ARTE Magazin: Frau DiDonato, Sie kommen aus einem Vorort von Kansas City, stehen heute auf den Bühnen der Welt. Fühlen Sie sich manchmal wie Dorothy­ aus dem Film „Der Zauberer­ von Oz“, die nicht glauben kann, dass sie nicht mehr in Kansas ist?

Joyce DiDonato: Oh ja, mir geht es genauso. Oft kann ich nicht fassen, wo ich bin und wie sich mein Leben verändert hat. Ich bin froh, dass ich dieses Gefühl nie verloren habe, und weiß, wo mein Zuhause ist. Dabei liebe ich es, die Welt zu bereisen und Abenteuer zu erleben. Dorothy­ war übrigens auch recht kühn – sie hat schließlich die böse Hexe des Westens umgebracht!

Auf ARTE sind Sie innerhalb eines Schwerpunkts neben Maria Callas, der Operndiva schlechthin, zu sehen. Sind Sie eine Diva?

Privat bin ich sehr weit vom modernen,­ negativen Verständnis einer Diva entfernt. Ich bin unkompliziert, stelle mich nicht über andere. Selbstbewusst auf der Bühne zu stehen, erfordert aber viel Energie. In der Oper geht es um extreme Gefühle. Man singt ohne Verstärker, oft mit einem 80-Mann-Orchester. Ich trage dabei meist Haute-­Couture-Kleider. Das alles kann sich übermenschlich, fast göttlich anfühlen – „divine“ im klassischen Sinn. Diesen Diven-Mantel ziehe ich mir auf der Bühne gerne an, privat passt er aber nicht zu meiner Persönlichkeit.

Wollten Sie nie mysteriös­ sein?

Am Anfang meiner Karriere habe ich es mal versucht, bin aber kläglich gescheitert! Es passt einfach nicht zu mir. Gleichzeitig finde ich aber schon, dass mysteriöse Diven in die Welt der Oper passen. Callas wollte so sein. Nein, Callas war so!

Also trug sie keinen Diven-Mantel, sie war eine echte Diva?

Ich glaube, bei ihr war es ein Schutz-Mantel. Oft sprach sie von sich selbst als Maria und Callas­ – zwei unterschiedlichen Persönlichkeiten. Maria­ war die reale Frau. Und die Callas brauchte sie, um Maria­ zu beschützen. Ich glaube, dadurch entstand ihre geheimnisvolle Aura.

Haben Sie auch manchmal das Bedürfnis, sich zu schützen?

Ja. Aber nicht, weil ich ständig von Paparazzi gejagt werde. Ich liebe es, mit Menschen in Kontakt zu sein und zusammen an Projekten zu arbeiten. Von Zeit zu Zeit muss ich aber einfach verschwinden. Ich werde dann ein bisschen zum Einsiedler und lade so meinen Akku auf.

Das Interview führte Lydia Evers. Das komplette Interview lesen Sie in der Septemberausgabe des ARTE Magazins.