Musik & Theater
by Andrea Meuli
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Joyce DiDonato über Bellinis Romeo, Belcanto sowie die Tücken des heutigen Opernbetriebs

Mit einem Recital trat Joyce DiDonato vor zwei Jahren erstmals am Zürcher Opernhaus auf. Nun kehrt die umworbene amerikanische Mezzosopranistin als Romeo in der Neuproduktion von Bellinis «I Capuleti e i Montecchi» nach Zürich zurück. Und im Juli singt sie Berlioz’ «Nuits d’été» im Eröffnungskonzert des diesjährigen Verbier Festivals. Vor ihrer ersten Zürcher Probe trafen wir Joyce DiDonato zum Gespräch.

M&T: Romeo ist eine Partie, die Sie mögen.

Joyce DiDonato: Die ich liebe!

M&T: Als wir uns das letzte Mal in München trafen, sangen Sie ebenfalls Bellinis Romeo. Hat sich seither etwas verändert in Ihrem Zugang zu dieser Partie?

Joyce DiDonato: Die Rolle verändert sich immer wieder. Ich habe Romeo in drei ganz verschiedenen Produktionen verkörpert. Jene von Robert Carsen war eher traditionell, die in meiner Heimatstadt Kansas City sehr futuristisch, mit einer verzweifelten Weltuntergangsatmosphäre, und die dritte von Vincent Boussard in München spielte sich in einer gleichsam abstrakten eigenen Welt ab. Hier in Zürich, wenn ich es richtig verstanden habe, wird das Stück in einem wirklich italienischen Ambiente als Mafia-Geschichte gespielt. Das ergibt von allein eine andere Würzmischung. Und die zweite Zutat, welche jede Produktion dieser Oper bestimmt und verändert, ist die Typenwahl der Giulietta. Einmal hatte ich eine richtig starke Giulietta neben mir, eine andere verkörperte ein zerbrechliches, beinahe gelähmtes Mädchen, dass ich sie kaum zu berühren wagte. Die Giulietta dieser Produktion in Zürich kenne ich nicht und habe sie noch nie getroffen. Das ist ein wichtiges Fragezeichen, wie die gegenseitige Chemie aussieht. Die Dynamik dieser Rolle bestimmt und verändert natürlich manches.

M&T: Steigen Sie immer offen in das Abenteuer einer neuen Produktion ein?

Joyce DiDonato: Absolut. (Lachend) Das muss ich auch. Falls ich das nicht mehr täte, denke ich, wäre es an der Zeit mich zurückzuziehen…

M&T: Was kaum Ihrem Charakter entspricht…

Joyce DiDonato: …nein, nicht wirklich. Natürlich habe ich meine eigenen Vorstellungen einer Partie. Dennoch bemühe ich mich immer, unvoreingenommen in eine Produktion einzusteigen. So bin ich durchaus offen, meine Meinung und meinen Standpunkt zu wechseln.

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